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Die Kragenmacherin Irmgard Langenbacher Mir honn hit Obed nit nu de drißigscht Schemeobed, vill mee kinne mir a dem Fritig sogar mit eme Novum ufwarte, denn mit de Vorschtellug vu de Villinger Kragemachere Irmgard Langebacher stoht i de Gschicht vum Schemeobed erschtmols e Frau im Fokus! Und des berechtigt, denn wo mir im Jänner 2019 vum Tod vu de Irmgard Langebacher erfahren honn, war fer iis sofort klar, da mer se bim näschde Schemeobed würdige werre.
Irmgard Langebacher isch am 23.05.1935 als zweites vu insgsamt
drei Kinder der Eheliit Anna und Oskar Dinser uf d Welt kumme. Als es
bi de Motter so wiit war und die erschte Wehe kumme sin, s war i de Friä
um viere, hett de Oskar Dinser noch de Hebamm riäfe lau. Selli isch
dann au rechtziitig kumme und s isch dann au älles guet gange, bis
d Hebamm hett feschtschtelle miäße, dass do nomol e zweits
Kind unterwegs isch. Vu dem hett bis dert naa konner gwisst! Und so isch
es kumme, dass a sellem Dag im Rosegässli 24 e Zwillingspärle
s Licht vu de Welt erblickt hett mit ore Stund Ziitvusatz. S erscht Maidli
honnt d Eltere Irmgard gnennt, im zweite Maidli henn se de Namme
Hildegard gebbe.
D Irmgard isch dann i dem alte Huus im Rosegässli ufgwaase und hett
ihre Kindheit rund ums Stirzle vubrocht. Ihre Eltere honn i sellem Viertel
e typische Klein-Landwirtschaft mit ere Suu und ere Goäß umtriebe,
so we s halt zu dere Ziit üblich war. Obbe uf de Lorette
hett mer e Äckerle ghett, wo mer weng Frucht, Gmiäs und Ällerlei
aabaut hett fer de Eigebedarf. S war klar, dass d Kinder ihrene Eltere
bi de Feldarbet honn helfe miäße.
Jäh unterbroche worre isch die idyllische Kindheit durch de Beginn
vum Zweite Weltkrieg. Villinge war Garnisonsschtadt, und noch em Aagriff
uf Pole hett d Zahl a Soldate und Militär im Städtle zuegnomme.
De Krieg hett au leider defir gsorget, dass es z Villinge Fasnetvubote
gebbe hett. Doch d Eltere vu de Kinder vum Rosegässli henn ihrem
Nochwuchs i de schlimme Kriegsjohr e klei weng Fasnet ermöglicht,
idem sie ihre Kinder vukleidet honn mit dem, wa se ghett honn. Des Bild,
wan ihr sennet, isch am Schmotzige Dunnschdig 1941 ufgnomme worre. S zoägt
d Irmgard, d Hildegard, d Elisabeth und d Nochborskinder vu de Familie
Lander bi de Kriegsfasnet. E ganz tolli Sach, wa die
Eltere do ihrene Kinder ermöglicht honn!
D Irmgard hett schnell gmerkt, da mer sich im Lebbe durchsetze muess, und wenn mers zu ebbis bringe will, muess mer fleißig und schtrebsam sii und d Arbet nit scheue. Ihren erschte Füller het se sich zum Beischpiel durchs Sammle vu Schwarzbeere selber vudiene miäße. Um ihr Daschegeld weng uf zbessere, hett se mit grad emol 10 Johr au uf Nochborskinder ufpasst, wenn dene ihre Eltere hon fort miäße oder ebbis zum erledige ghett honn. Während ihre Schweschder Hildegard sich uf s Sammle und Trockne vu Kräuter konzentriert hett, isch d Irmgard scho während de Grundschuelziit mit ihrem Vatter in Wald gi Holz mache, was den Maa naddirlich mit Stolz erfüllt hett. Später, wo d Irmgard scho en Teenager war, hett se dann e guets Geld mache kinne als Bedienung bi de Gartefeschtle vum AC Germania im Athlete-Loch oder Athlete-Plätzle. Wie ihr senne kinnet, hett d Irmgard die paar Bierkrügle mit links fort broot.
D Irmgard und d Hildegard sind nit nu i de Schuel nebenand gsesse. Als junge Dame sin die beide dann au mol an eme Wocheend zemmit fort gange. S war Aafang de 1950-er für beide ebbis Bsunders, wenn mer i de Nochborort hett dirfe, well dert e Fescht oder e Vuanschtaltung war. S Bild, won ihr sennet, isch 1950 bin eme Musikfescht z Oberesche ufgnomme worre und zoägt beide Schweschdere Arm in Arm an eme Bom.
Wo fer d Irmgard noch em erfolgreiche Schuelabschluss de Zeitpunkt kumme isch, sich fer en Beruef z entscheide, hett se bi de hiesige Wäscherei Grieshaber e Lehr als Wäscherin und Plätterin aagfange. Fer d Wäscherei Grieshaber war d Irmgard en Glücksfall, denn se war intressiert, technisch begabt und hett e gsteigertes Intresse a de Funktions- und Arbeitsweise vu de Maschine entwicklet. De Chef vu de Wäscherei, de Paul Grieshaber, hett ebbl d Irmgard vorgschickt, wenn mer de Maschinepark hett erweitere miäße. Sie war au defir zueschtändig, die andere Arbeiter i d Maschine iizweise und hett au eigevuantwortlich Service-Iisätz abghandlet, wenn die oä oder ander Maschii wieder mol de Geischt ufgäe hett. D Irmgard hett uf äll Fäll immer hart vuhandlet mit dene Servicetechniker. Mir sennet uf dem Bild rechts danne d Irmgard. Des klei Maidli vorne draa isch übrigens d Gerlinde Wieland, die letzscht Chefin vu de Wäscherei Grieshaber.
Wo de Sohn Harald uf d Welt kumme isch, hett d Irmgard den kleine Bue
naddirlich au mit uf d Fasnet gnomme. Sie hett en als Mini-Wuescht
uusstaffiert, in e Scheese nii glait und zemmet mit ihrem Sohn Fasnet
gmacht. Wa fer e Freud d Irmgard do debi ghett hett, sennet
ihr uf dem Foto. E baar Johr später isch in dere Scheese au de zweite
Sohn Chrischtoph, der 1963 gebore worre isch, s erscht Mol a de Fasnet
uf de Gass gsi. Die Scheese giits übrigens hitt no, sie isch
immer no i Familiebesitz.
Unmittelbar noch de Fasnet 1958 isch dann selli Maschii sowie s ganz
technische Wisse ums Kragemache vu de Frau Fürscht i d Turmgass
5 zu de Irmgard Langebacher gschafft worre. Pünktlich zum Steffestag,
dem 26.12., hett sich dann noch em Mittagesse s Wohnzimmer vu de Familie
Langebacher in e reine Kragemacherstubbe vuwandlet. Während die meeschte
Villinger a sellem Nochmittag gmiätlich bi Kaffee und Wihnächts-Breetle
zemmet gsesse sin, war bi s Langebachers emsiges Treibe aagsait:
d Stubbe isch komplett uusgrummt worre, und de Karle hett Profil
a d Wänd gschruubet, uf die er Sperrholz-Brettle glait hett.
Und scho waret d Regal fer d Narrokräge fertig. I de Wänd
hett de Karle Dübel fixiert ghett, damit er di gliiche Löcher
im Folgejohr wieder nemme hett kinne. Bereits ab em 27.12. henn dann die
erschte Maschgere ihre Kräge iis Riät broot spätestens
jetzt war im Huus Langebacher de Schalter endgültig vu Wihnächte
uf Fasnet umglait. Und wie ihr uf em Bild sennet, s
war kumm no e Plätzli frei i de Stubbe, well überall Kräge
glageret worre sin.
Wie siäht en Villinger Narrokrage im Detail uus? Noch em Wäsche, Stärke und Beggle, des hett d Irmgard z aafangs no vu Hand gmacht und isch ersch später vu de Wäscherei Grieshaber übernomme worre, muess mer die ca. 10m lange Stoffbahn plissiere, des hoäßt, sie kriägt Falte. Je noch Längi vu dere Stoffbahn kummet so in etwa 250 bis 380 Falte zemmit. We xait, isch es Falte ursprünglich Handarbeit gsi und ersch später hett mer den Arbeitsgang mit ere Maschii gmacht. Do debi isch oft s SABA-Radio im Hintergrund gloffe und hett de Irmgard de Takt vorgebbe.
Noch em Falte werret immer Päckle mit rund 15 Falte zun eme Bündel zemmit gheftet, selli Bündel werret dann am Schluß mit eme kräftige Fadde zemmegnaiet. Damit seller au wieder genau den Krage kriägt, den er au abgäe hett, wird de Krage an ere nit iisehbare Schtell mit eme wasser- und wäschmittelfeschte Stift kennzeichnet.
Wenn de Krage fertig gheftet war, no hett mer no e Papierschildle mit em Namme vum jeweilige Besitzer aabroot, damit s bim Abhole konni Vuwechslunge gebbe hett.
S Kragemache wär fer d Irmgard Langebacher niä und nimme ohne
d Unterstützung vu ihrem Maa Karle meglich gsi, der äll Obed
noch siire Arbet nomol zu siire Frau an Tisch gsesse isch und gfaltetet
hett, und g faltet und gfaltet - er war bekanntlich selbstständige
Parkettleger-Moäschter und deshalb viel unterwegs. De Karle und d
Irmgard honn bim Falte ihre Finger ebbl mit mehrere Lage Leukoplascht
abklebe miäße, wells susch bluetige Wunde gebbe hett.
Während de Karle sich am Fasnetsunntigmittag unter s närrische Riät-Volk gmischt hett, hett Irmgard des wichtige Amt vu de Katzemotter uf em stoänige Vorsprung vum Romäusturm inneghett. Und Dank ihrer fürgsorgliche Pflicht s ganz Johr über, hett mer de Kater ebbl frei lau und en uf d Gass schicke kinne, damit der Kerli wieder mol räet Fasnet hett mache derfe.
Ihr sennets selber: d Fasnet hett i de Familie Langebacher en große
Schtellewert ghett. Während d Irmgard in junge Johr a de legendäre
Riät-Obed im Ott mit de Drehorgel vum Stumpeschriener
ebbl de Takt vorgebbe hett
und hett sogar uf em Murbele-Wagge derfe Platz nemme und so de Umzug mitfahre derfe. Zemmit mit de Dische-Hedwig, de Broghammer-Anna und de Menze-Emmi und no andere Dame hett sie so Villinger Fasnet gmacht. Sie war debi e guete Strählerin, well se keck, schlagfertig und niä vulege war.
Z Aafang vu de 1990-er-Johr isch ihren Maa Karle krank worre, er
hett deshalb langsamer mache miäße, um sii Gsundheit
nit wiiter z schädige. Doch es isch dann no schlimmer kumme,
denn ab em Schmotzige Dunnschdig 1994 isch es im Karle vu Dag zu Dag schläeter
gange. I de Naat vum Fasnetsamschdig uf de Fasnetsunntig isch de Karle
dann fer immer iigschlofe. Ab dem Zeitpunkt war d Irmgard Langebacher
niä mee im Häs. Obwohl se sich uf de Tod vu ihrem geliebte Maa
hett vorbereite kinne, war s denno en herbe Verluscht fer sie. Bevor ich jetzt zum End kumm mit miine Uusführunge, will ich eich no en guete Rot mit uf de Homwäeg gebbe, wenn ihr eiern Krage zu de Kragemachere bringet: Zwei Woche, gell - aber hole!!!
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